Cursed Legends

“Cursed Legends“ ist der Auftakt meiner neuen Dark Romance Vampirtrilogie.

Klappentext:

Mace versucht nach Kräften, jeden Kontakt zu ihrer Vampirjäger-Familie zu vermeiden. Die einzige Ausnahme bildet dabei ihre jüngere Schwester Iris.

Als Iris plötzlich auf mysteriöse Weise verschwindet und es vermehrt zu Angriffen auf Vampire kommt, muss Mace versuchen, beide Rätsel zu lösen. Dafür braucht sie ausgerechnet die Hilfe eines Vampirs: Jake. Attraktiv wie die Hölle, macht er keinen Hehl aus seinem Interesse an Mace. Kann sie seinen Annäherungsversuchen Stand halten? Und will sie das überhaupt?

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Leseprobe

Vielleicht hätte ich doch Vampirjägerin bleiben sollen, dachte Mace Williams bei sich, als sie sich in der hinteren Reihe einen Platz suchte und zu Professor Berg sah. Die meisten Plätze im Hörsaal waren unbesetzt. Niemand verbrachte gerne seinen Freitag morgen damit, sich eine Vorlesung über die Geschichte des Rechts anzuhören, und auch Mace zweifelte daran, ob dies die richtige Idee war. Viele ihrer Mitstudierenden waren bereits auf dem Weg zu ihren Familien oder ins Wochenende. Nicht, dass es sonst sehr voll in den Vorlesungen war.

Aber ob sie den Stoff nun nacharbeitete oder einfach versuchte, dem Professor zuzuhören, machte für Mace keinen großen Unterschied. Zumal es nicht so war, als wenn sie etwas Besseres geplant hätte, auch mit ihrem Morgenlauf war sie bereits durch. Eines der wenigen Dinge, die sie aus ihrem alten Leben übernommen hatte.

Mace schüttelte den Gedanken ab und erkannte mit einem Seufzer, dass Professor Berg den Projektor nach vorne rollte und ihn einschaltete, um die erste Folie an die Wand zu werfen. Damit wurde er vollständig dem Klischee des alternden Professors im Tweedjacket gerecht, der in der Zeit stehen geblieben war. Wieder einmal fragte sie sich, ob sie mit dem Studium der Rechtswissenschaften wirklich die richtige Wahl getroffen hatte.

Damals erschien es ihr naheliegend, denn nichts konnte weiter von Vampiren, der Jagd nach ihnen oder den besten Tötungsmethoden für sie entfernter sein, als ausgerechnet dieses Studium. Was auch genau das war, was ihre Familie ihr vor nun über einem Jahr auf diese Entscheidung hin mitgeteilt und sie praktisch verstoßen hatte. Dabei hätte es nach allem, was geschehen war, keine große Überraschung für sie sein sollen. Abseits ihrer Begeisterung für den sportlichen Aspekt der Vampirjagd hatte Mace nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie dieses Erbe nicht antreten und stets ihre wenigen Freunde über dieses Doppelleben belügen wollte. Nicht, dass ihr davon noch einer geblieben wäre. Mace hatte aus dem Vorfall gelernt und nie wieder jemanden in ihre Nähe gelassen.

Vampirjägerin. Wer würde ihr das überhaupt glauben, wenn sie davon erzählte? Davon, dass sie von einer Familie abstammte, die nicht nur eine Erfindung von Bram Stoker war, brauchte sie dann gar nicht erst anzufangen. Immerhin gab es genug Verfilmungen mit mehr oder minder guter Qualität, die genau das zum Thema hatten. Niemand glaubte wirklich an Vampire. Was auf der einen Seite sehr gut war, die Menschen auf der anderen Seite aber auch unvorsichtig werden ließ. Es gab nicht umsonst so viele Geschichten, die einen vor der Dunkelheit und den dort lebenden Kreaturen warnten. Nur, weil die Menschheit die meisten dieser Geschichten vergessen hatte, hieß das nicht, dass dies auch auf die Kreaturen zutraf. Im Gegenteil, oft machten sie es sich zunutze, dass sie vergessen wurden. Die Dunkelziffer der unaufgeklärten Todesfälle, die mit den Kreaturen der Nacht zu tun hatten, war äußerst hoch.

Mace hatte damals selbst Mühe gehabt, das zu verstehen, obwohl sie damit aufgewachsen war. Sie selbst hatte gesehen, was es dort in der Dunkelheit alles gab und auf welchem Platz der Nahrungskette die Menschen sich tatsächlich befanden. Wie musste es dann erst für Außenstehende sein?

Vielleicht wollte man auch einfach nicht wahrhaben, dass es Wesen gab, die so viel stärker waren und Menschen als ihre natürliche Beute ansahen. Immerhin hatten schon ihre Vorfahren Vampire gejagt, und sie waren noch immer nicht vollständig ausgerottet. Nein, es war besser, so wenig wie möglich damit zu tun zu haben. Sollte sich der Rest ihrer Familie um diesen Krieg kümmern. Dieses Studium war ihre Chance darauf, das normale Leben zu führen, das Mace sich immer gewünscht hatte. Im Gegensatz zu ihrer Schwester Iris, die der Stolz der gesamten Familie war. Obwohl Iris fast drei Jahre jünger war und ihr Leben am liebsten in Clubs oder auf Partys verbrachte, war sie eine exzellente Jägerin, die bereits vielfach Vampire zur Strecke bringen konnte. Erst vor wenigen Monaten hatte Iris ihr stolz erzählt, dass sie erneut den Lockvogel bei der Jagd gespielt hatte. Mit ihrer schlanken Gestalt und den kecken, blonden Haaren stand Iris ohnehin im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Aber in Verbindung mit einem kurzen, schwarzen Kleid, dass sie üblicherweise bei diesen Aktionen trug, konnte ihr niemand widerstehen, ob nun tot oder lebendig.

Mace hatte den Verdacht, dass Iris auch im Moment wieder einen Verehrer hatte. Dieses Mal schien es ernster zu sein, denn bei Nachfragen hielt Iris sich erstaunlich bedeckt und wich Maces Fragen aus. In Anbetracht von Iris bisherigen Erfahrungen war das ziemlich verdächtig, aber Mace gönnte ihr das Glück. Vielleicht war ihr neuer Verehrer jemand, der sie etwas von der Jagd ablenken konnte. Die Vampirjäger und -jägerinnen brachten sich dabei immerhin ununterbrochen in Lebensgefahr. Man machte nur ein einziges Mal den Fehler, einen Vampir zu unterschätzen. Wenn sich eine Gelegenheit bot, das Leben stattdessen zu genießen, sollte Iris das jederzeit tun können. Nur hatten sie früher darüber gesprochen, was im Leben der jeweils andere vor sich ging. Sie hatten über alles miteinander sprechen können. Doch seit Maces Auszug und allem, was drumherum geschehen war, hatten sich die Dinge geändert.

Mace machte sich nichts vor, Iris kam hervorragend ohne ihre Hilfe zurecht. Aber an manchen Tagen vermisste sie es, nicht mehr Teil dieser Familie zu sein und mit ihrer Schwester im ständigen Austausch zu stehen. Man konnte von der Vampirjagd halten, was man wollte, aber wenigstens war es aufregend gewesen. Und es gab eine Gemeinschaft, die zusammenhielt. Immerhin gab es sonst nichts, was zwischen den Vampiren und den Menschen stand. Das, und die andauernden Nahtoderfahrungen oder die Lebensgefahr, in der man rund um die Uhr schwebte, verband einen mehr als Blut.

Sie und Iris waren nur eine Autostunde voneinander entfernt, doch weder Besuche noch Chats konnten ersetzen, was Mace mit dem Beginn ihres Studiums aufgegeben hatte. Und was ihre Mutter Sabine vermutlich mit auf die Liste von den Punkten gesetzt hatte, weswegen Mace für das Familienerbe ungeeignet war.

Wie aufs Stichwort leuchtete das Display ihres Smartphones auf, das direkt neben ihrem Schreibblock lag. Iris, erkannte Mace mit einem Lächeln. Sie warf einen Blick nach vorne, aber Professor Berg war vollständig mit der Feinjustierung des Projektors beschäftigt und schenkte seinen Studentinnen und Studenten keinen einzigen Blick. Und die wiederum ihm nicht. Spätestens bei der bevorstehenden Prüfung würde sich das sicherlich ändern.

Mace nutzte den Augenblick, um ihr Handy zu entsperren und sich die ganze Nachricht anzusehen.

Hey, Schwesterherz! Heute Abend verfügbar? Sie verdrehte die Augen. Immerhin wimmelte diese Nachricht nicht wieder von Emojis, die keinen Sinn ergaben. Aber ein vollständiger Satz wäre trotzdem nett gewesen.

Heute kann ich nicht, schrieb Mace mit flinken Fingern zurück. Ich muss lernen.

Laaangweilig!, kam nur wenige Sekunden später die Antwort, und wieder musste Mace lächeln, bevor sie Iris antwortete:

Wenn du selbst eines Tages in der Uni bist, wirst du es verstehen. Kaum hatte Mace ihr diese Nachricht geschickt, bereute sie ihre Worte. Sie klangen viel älter, als sie sich fühlte, dabei war sie erst zweiundzwanzig Jahre alt. Iris war mit ihren achtzehn Jahren ebenfalls kein kleines Kind mehr, auch wenn sie stellenweise wie eines wirkte. Die Jagd und alles, was man dabei erlebte, ließ einen stark altern. Was nur einer der vielen unerwünschten Nebeneffekte war. Ob Iris überhaupt je studieren würde, war ohnehin fragwürdig.

Auf Maces Nachricht folgte keine Antwort mehr, aber sie hatte auch nicht damit gerechnet. Iris würde sie ohnehin noch eine Weile damit aufziehen, dass sie sich wie eine Erwachsene verhielt. Sie nutzte die Zeit, um sich stattdessen auf den Rest der Vorlesung zu konzentrieren, bis die Klingel sie erlöste und das Ende der Stunde kennzeichnete. Hastig packte sie ihre Sachen zusammen und ging an den anderen Studentinnen und Studenten vorbei, die sich über die Vorlesung und vor allem den langweiligen Professor Berg unterhielten.

Obwohl Mace seit mittlerweile drei Semestern an der Uni war, kannte sie kaum jemanden von ihren Mitstudierenden mit Namen. Sie war froh, dass es nicht so viele verpflichtende Arbeitsgruppen gab, alleine konnte sie besser arbeiten. So musste sie sich auch nicht andauernd Geschichten darüber ausdenken, was ihre Familie so trieb oder wieso sie an den Wochenenden nicht nach Hause fuhr. Offiziell waren ihre Eltern im Consulting-Bereich tätig, um die vielen Reisen und verpassten Elternabende besser erklären zu können. Aber Mace hatte das noch nie glaubhaft vortäuschen können. Egal, wie lange ihre Eltern schon Teil der Jagd waren, sie machte sich Sorgen um sie, immerhin wurden sie nicht jünger. Und im Gegensatz zu ihrer Mutter Sabine war Hannes nicht so intensiv darauf vorbereitet worden.

Erst durch ihre Beziehung hatte er die Wahrheit erfahren und war so zu einem festen Mitglied der Jäger geworden. Doch eines Tages würde etwas schief gehen. Manchmal fragte Mace sich, ob sie dann überhaupt benachrichtigt werden würde. Schließlich hatten sie seit gut anderthalb Jahren kaum noch Kontakt miteinander.

Wenn ihre Eltern unterwegs waren, dachte Mace viel an sie, was Außenstehende bemerkten und durch die vorgetäuschte Consulting-Tätigkeit seltsam fanden. Immerhin war dies ein harmloser Bürojob. Auch hatte Mace nie jemanden zu sich nach Hause einladen können, selbst, wenn sie gewollt hätte. Was, wenn jemand einen Blick in den Waffenschrank warf oder ein Familienmitglied mal wieder blutüberströmt nach Hause kam? Oder gar einen Vampir oder eine andere Kreatur mitbrachte? Wenn jemand den roten Raum im Keller entdeckte? Dieses Leben hatte nichts von dem Ruhm oder Glamour an sich, der in den Medien so gerne dargestellt wurde, ganz im Gegenteil. Es gab nur viel Blut, Leid und die ständige Angst im Nacken, dass einer der Vampire sie verfolgt hatte, um sich an ihnen zu rächen. Dass auch sie sterben oder, schlimmer noch, gebissen werden könnten und so zu einem Teil dessen wurde, was sie jagten.

Mace schulterte ihren Rucksack und lief quer über den Campus in Richtung der Mensa. Der Gedanke an einen wohlverdienten Kaffee ließ sie schneller laufen. Er würde sie hoffentlich von ihren Erinnerungen ablenken. In der Mensa war es auffällig ruhig, nur vereinzelt saßen einige der Professoren oder Professorinnen mit den Studierenden zusammen. Aus der Hosentasche kramte sie ihre Mensakarte und ging zum Kaffeeautomaten. Dabei stieß sie mit jemanden zusammen, und irritiert fuhr Mace herum.

„Hallo.“ Der junge Mann sah sie an, ein Funkeln trat in seine dunkelbraunen Augen. Er sieht gut aus, stellte Mace fest, bevor sie sich gegen den Gedanken wehren konnte.

Seine Haare waren von einem so dunklen Braun, dass sie beinahe schwarz wirkten, lediglich das durch die Fenster hereinfallende Sonnenlicht ließ die Wahrheit erkennen. Er war größer als sie, was für Mace jedoch keine Überraschung war. Doch es war nicht nur diese äußere, bereits sichtbar durchtrainierte Erscheinung, die ihn attraktiv machte. Irgendetwas hatte er an sich, was ihr Herz schneller klopfen ließ und dazu führte, dass sich die Haare in ihrem Nacken aufstellten. Eine Mischung aus Gefahr und dem Gefühl, dass er sie mit seinen Blicken jederzeit ausziehen könnte.

„Hey“, erwiderte Mace, bevor sie sich abwandte. Wer auch immer er war, er passte eher in Iris ́ Beuteschema, als in das ihrige. Eine Beziehung war wirklich das Letzte, was sie gerade gebrauchen konnte, besonders in Anbetracht ihrer vorherigen Erfahrungen. Sie hatte weder Zeit noch Interesse für einen Mann in ihrem Leben.

Doch zu ihrer Überraschung ging er neben ihr weiter. „Ich bin Jake“, stellte er sich vor, suchte ihren Blick. „Jake Lively, um genau zu sein. Kennen wir uns von irgendwoher?“

„Sicher nicht.“ Mace verdrehte die Augen, stellte einen Plastikkaffeebecher unter den Automaten und drückte auf den Knopf für Milchkaffee. „Versuchst du diesen Spruch bei jeder Frau, die du triffst?“ Offensichtlich waren diese Sprüche noch immer in Mode. Dabei war es zweifelhaft, dass Jake einen Aufreißer brauchte, um mit jemanden ins Gespräch zu kommen. Er verströmte Sex auf eine Art, die ihr einen Schauer durch den Körper jagte.

„Nur bei denen, die ich interessant finde“, gab Jake mit einem Grinsen zurück, nahm sich ebenfalls einen Kaffeebecher. „Ich bin neu hier“, ergänzte er. „Kannst du den Kaffee empfehlen?“

„Auf gar keinen Fall.“

„Wieso trinkst du ihn dann?“

„Weil die Alternative wäre, ganz auf Koffein verzichten zu müssen“, stellte sie mit einem Schulterzucken fest und sah zu, wie der Milchkaffee in ihren Becher lief. „Das kann ich mir nicht leisten.“ Das Semester neigte sich dem Ende zu, und es gab noch eine Menge Prüfungen, die auf sie warteten.

„Klingt, als würdest du dir viel Druck machen.“ Er war ihr so nah, dass sie seinen herben Parfümduft wahrnehmen konnte, vermischt mit etwas leicht animalischen, als käme er gerade vom Sport. Als Mace ihren Becher nahm, stellte er seinen augenblicklich auf den frei gewordenen Platz, und sie bemerkte, dass er überhaupt nicht verschwitzt wirkte. Seltsamer Typ.

„Kann schon sein.“ Wieso interessierte er sich dafür?

„Du bist sehr schweigsam.“ Erneut lächelte Jake ihr zu, aber sie zuckte bloß mit den Schultern und trat einen Schritt zurück. Sicher hatte dieses Lächeln schon viele Frauen um den kleinen Finger gewickelt.

„Ich unterhalte mich einfach nicht gerne mit Leuten, die ich nicht kenne.“

„Und was, wenn ich dich gerne kennenlernen würde?“

Mace stockte mitten im Schritt. Sie war schon öfter angesprochen worden, aber nicht auf diese beinahe unverfrorene Art und Weise. Auf manche mochte das anziehend wirken, als wäre man begehrenswert. Aber auf sie hatte es eher die gegenteilige Wirkung.

Die Kasse war nur wenige Meter entfernt, dennoch wandte sie sich zu Jake um. Es war besser, dass hier und jetzt zu klären, bevor er noch neugieriger wurde. Er brauchte eindeutig nicht noch mehr Schwierigkeiten, er selbst schien Ärger anzuziehen.

„Hör mal, das bringt nichts“, meinte sie, lächelte knapp und versuchte, freundlich zu klingen. „Du bist sicher sehr nett, aber ich habe kein Interesse.“ Zugegeben, es war bei ihr schon eine Weile her. Aber keinesfalls wollte sie eine Kerbe in seinem Bettpfosten werden, davon hatte er sicher schon genug. Außerdem musste sie sich auf ihre Prüfungen konzentrieren. Für alles andere hatte sie keine Zeit. Sie drehte sich um, aber Jake war erneut direkt hinter ihr. In

Anbetracht der Nähe zu seinem Körper schlug ihr Herz schneller. Langsam spürte sie jedoch auch Ärger in sich aufkeimen. Hatte er wirklich nichts Besseres zu tun? Wieso hing er überhaupt an einem Freitag hier herum? Er wirkte eher wie jemand, der sich viel in der Gesellschaft anderer aufhielt. Vor allem der Weiblichen. Dafür war die Mensa heute definitiv der falsche Ort.

„Hast du einen Freund?“

„Das geht dich überhaupt nichts an.“ Errötend zog Mace ihre Karte durch den kleinen Computer, und die Kassiererin nickte ihr zu.

„Dann also nein.“

„Nein ist genau das Stichwort“, stellte sie fest. „Kannst du mein Nein nicht einfach akzeptieren?“ Das hatte er nun wirklich nicht nötig.

Er neigte den Kopf, als wollte er sie einer genaueren Musterung unterziehen. Mace war froh, dass so wenig in der Mensa los war, sonst würden sich sicher sämtliche Blicke auf sie richten. Sie versuchte nach Kräften, Aufmerksamkeit zu vermeiden.

„Du solltest mit mir ausgehen“, fand er plötzlich, und seine weißen Zähne blitzten auf.

Mit ihrem Kaffeebecher wies sie auf ihn. „Ich gebe dir einen Punkt für deine Hartnäckigkeit“, räumte sie ein. „Aber es bleibt bei meiner Antwort. Ich werde keinesfalls mit dir ausgehen.“ Das würde nur in einem Desaster enden.

Bevor er etwas darauf erwidern konnte, fuhr Mace herum. Sie lief mit so schnellen Schritten aus der Mensa heraus, dass man es fast als Rennen bezeichnen könnte. Dieses Mal schien er ihr nicht zu folgen, dennoch warf sie über ihre Schulter einen Blick zurück. Denn sie war sich sicher, dass Jake ihr nachsah. Mace konnte förmlich seine Blicke auf ihrem Rücken spüren.

Was für ein seltsamer Typ, dachte sie und ging etwas langsamer. Normalerweise schaffte Mace es immer gut, sich solche Typen vom Hals zu halten, und sei es nur durch ihren grimmigen Blick. Wieso war dieser Jake derart hartnäckig gewesen? War sie ihm vielleicht schonmal in einer Vorlesung begegnet? Er wäre ihr sicher

aufgefallen, wenn das der Fall gewesen wäre. Schließlich war sie nicht blind oder unempfänglich für äußere Attraktivität. Möglicherweise war es ernst gemeint gewesen, dass er neu an der Uni war.

Nachdenklich schlug sie den Weg in ihr Wohnviertel ein. Eigentlich hätte sie noch eine Vorlesung in Strafrecht gehabt, aber die würde sie heute ausfallen lassen. Etwas Ruhe würde ihr gut tun, außerdem konnte sie sich so weiter auf die Klausur in der nächsten Woche vorbereiten. Die letzte Prüfung hatte Mace nur mit Mühe bestanden, und sie wollte keinesfalls, dass Versagen im Studium ebenfalls einen Weg auf die Liste ihrer Mutter fand. Sicher war diese jetzt schon umfangreich genug.

Sie nippte an dem Kaffee und stellte missmutig fest, dass sie bei all der Aufregung um diesen Jake den Zucker vergessen hatte. Mace konnte nur hoffen, dass sie zu Hause noch welchen besaß. Milchkaffee war immerhin besser als schwarzer Kaffee, aber ohne Zucker dennoch ungenießbar.

Nur wenige Augenblicke später hatte sie ihre Straße erreicht und sah zu dem Haus, in dem sie seit über einem Jahr wohnte. Es sah von außen genauso zerfallen aus, wie es das auch von innen war, aber es störte Mace nicht. Hier hatte sie ihre Ruhe, kaum jemand verirrte sich in diese Gegend. Sie schloss die Haustüre auf und ging die Stufen in die vierte Etage hoch. Der Fahrstuhl hatte noch nie funktioniert, also probierte sie es gar nicht erst. Als sie am obersten Treppenabsatz angekommen war, stockte sie. Ihre Tür stand einen Spalt auf, und alle Sinne schlugen Alarm. Denn sie hatte ihre Türe ganz sicher abgeschlossen.

Neugierig geworden? Super! Und keine Sorge, Band 2 ist ebenfalls erhältlich und der Abschlussband erscheint im Oktober 2024.