Cursed Liars

Cursed Liars

„Cursed Liars“ ist der zweite Teil meiner „Cursed“-Trilogie.

Nach den Ereignissen des ersten Bandes müssen Mace und Jake sich erst einmal sammeln. Gerade für Mace ist viel passiert, und sie muss für sich einen Weg finden, wie sie mit all diesen Entwicklungen umgehen will. Jake versucht, es ihr einfacher zu machen und will ihr unbedingt eine Wahl geben. Dadurch zweifelt Mace jedoch an seinen Gefühlen und seiner Aufrichtigkeit. Besonders, als Personen aus der Vergangenheit auftauchen, mit denen keiner der beiden gerechnet hatte. Die Ereignisse überstürzen sich, wobei sie der Wahrheit rund um die Nachtmahre jedoch immer näher kommen. Werden sie hier endlich alles erfahren? Und sind ihre Gefühle füreinander stark genug, damit sie heil aus diesen Geschehnissen hervorgehen können?

Zitat Cursed Liars 01

Leseprobe Kapitel 1

„Ich halte das nach wie vor für eine ganz schlechte Idee“, meinte Mace und starrte missmutig in den dunklen Himmel hinauf. Bereits seit Stunden regnete es in Strömen, und sie waren trotz der Jacken bis auf die Haut durchnässt. Dass sie sich im Schatten zwischen den Häusern herum drückten, wo nicht einmal das Laternenlicht hinfiel, war auch nicht gerade förderlich für ihre Stimmung.

Neben ihr lachte Jake leise. „Es wird schon nichts passieren. Wir sind beide immun gegen die Bisse der Nachtmahre, schon vergessen?“

„Wir sind nicht gegen alles immun.“ Mace verschränkte die Arme vor der Brust. Schon als sie noch ein Mensch gewesen war, hatte sie Erkältungen, Kälte und alles, was damit zu tun hatte, gehasst. Das einzige, was sie daran toll fand, war die darauffolgende Kuscheleinheit unter der Bettdecke mit einer Wärmflasche. Nur, weil sie jetzt unsterblich war, hieß das nicht, dass sich das geändert hat. Jake war wahrlich der einzige Lichtblick an diesem Abend. „Im Übrigen erkenne ich hier noch nicht, dass das etwas bringt.“

Mace sah die Gasse rauf und runter, aber von einem Nachtmahr war nichts zu sehen. Weder ein männlicher Inkubus noch ein weiblicher Sukkubus hielten sich in ihrer Sichtweite auf. Dabei waren sie in der Nähe eines Clubs und damit in einem ihrer bevorzugten Jagdgebiete. Doch wäre wirklich jemand hier, hätten sie ein solches Wesen mit ihren eigenen Sinnen bereits aufgespürt. Oder der faulige Atem hätte sie verraten. Schon bei der Erinnerung daran schüttelte Mace sich. Viel zu oft hatte sie diesen Atem direkt neben oder hinter sich gespürt. Glücklicherweise war das eine der wenigen Eigenschaften, die nicht auf sie übergegangen waren, als man sie verwandelte. Umso wichtiger war es, dass sie die Nachtmahre fanden, damit nicht noch mehr Menschen solche Erfahrungen machen mussten. Oder andere Vampire.

„Du bist wie immer viel zu ungeduldig“, stellte Jake amüsiert fest, und von der Seite warf sie ihm einen finsteren Blick zu. Nicht nur, dass Jake ein geborener Vampir war, er hatte auch trotz des Regens die Unverfrorenheit, einfach weiterhin großartig auszusehen. Obwohl sie bereits seit Wochen miteinander zu tun hatten, bekam sie weder von Jake noch von seinem Anblick genug. Seine dunkelbraunen Haare sahen durch das Wasser im Laternenlicht fast schwarz aus. Jake war einen guten Kopf größer als sie und noch besser trainiert. Seine dunkle Kleidung konnte das keineswegs verbergen, besonders unter dem gut sitzenden T-Shirt zeichneten sich seine Muskeln deutlich ab. Trotz des Regens trug er seine Jacke offen, lediglich den Kragen hatte er hochgeschlagen. Es schien ihn überhaupt nicht zu kümmern, dass er nass wurde.

Auf der anderen Seite hatte er auch einige Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte Zeit gehabt, um seinen Körper in Form zu bringen. Nach wie vor wusste sie nicht, wie alt Jake genau war. Es spielte allerdings auch keine Rolle. Mace kannte Jake nun gut genug, um ihm zu vertrauen. Würde sein Alter eine Rolle spielen, hätte er es ihr gesagt.

Doch es war nicht nur sein Aussehen, das Mace anzog. Jake war erstaunlich belesen und intelligent, ein nicht zu unterschätzender Gegner im Kampf, und er konnte in seinem Verhalten ihr gegenüber fließend zwischen leidenschaftlichen Casanova und Beschützer oder Freund wechseln. Alles davon lag in seiner Natur, ebenso wie der Mann, der einem bei lebendigem Leib das Herz aus der Brust reißen konnte. In den letzten Wochen hatte sie ihn und seine verschiedenen Facetten sehr gut kennengelernt und würde ihn nicht mehr missen wollen. Ganz egal, wohin das mit ihnen führen sollte, der derzeitige Status gefiel ihr schon ziemlich gut. Abgesehen davon, dass sie sich viel zu selten sahen.

„Du beobachtest mich schon wieder“, stellte Jake belustigt fest, und sein Mundwinkel zuckte. Eine Eigenart, die sie gleichermaßen verrückt machte und eine äußerst anziehende Wirkung auf sie hatte. Nur mit Mühe hielt Mace sich zurück, um ihn nicht an sich zu ziehen und genau diesen Mundwinkel zu küssen. „Ich hoffe, der Anblick gefällt dir nach wie vor.“

Rasch sah sie in eine andere Richtung. Schon bei einer ihrer ersten Begegnungen in Jakes Club war er halbnackt gewesen und hatte sich in keiner Weise versteckt gehabt. Nicht, dass es dafür einen Grund gegeben hätte.

„Und ich hoffe, dass dein Selbstbewusstsein irgendwann nachlässt.“ Mace vergrub sich noch tiefer in die Sicherheit ihrer Jacke, aber es schützte sie keineswegs vor dem Regen.

„Ich liebe deine Schlagfertigkeit.“ Alleine bei diesen Worten schlug Maces Herz schneller. Es war noch gar nicht so lange her, dass sie einander diese Worte zum ersten Mal gesagt hatten. Und seitdem war es nie wieder vorgekommen. Was möglicherweise an den Umständen lag, unter denen Jake ihr diese Worte sagte.

Noch vor wenigen Monaten wäre es für Mace völlig undenkbar gewesen, sich auch nur in die Nähe eines Vampirs zu begeben. Mit diesem Teil ihres Lebens war sie fertig gewesen. Aber nach dem vermeintlichen Verschwinden ihrer Schwester Iris und der Weigerung des Vampirjägerrats sie zu suchen, hatte Mace keine andere Möglichkeit gehabt, als ausgerechnet Jake um Hilfe zu bitten. Er war der Einzige, von dem sie dachte, dass er ihr helfen könnte, obwohl er ein Vampir war. Was für ihn völlig in Ordnung gewesen war, da er sie selbst zuvor um Hilfe gebeten hatte, weil die Vampire plötzlich zu den Gejagten geworden waren. Und das überraschenderweise nicht durch die Jäger, obwohl diese beiden Gruppen seit Jahrhunderten Krieg miteinander führten.

Im Laufe dieser kurzen, aber intensiven Zusammenarbeit waren sie sich um einiges näher gekommen, als Mace erwartet hatte. Jake hatte es geschafft, sämtliche ihrer mühsam errichteten Abwehrmauern zu durchbrechen und nicht nur ihr Vertrauen zu gewinnen, sondern auch ihr Herz. Und das auf eine sehr nachhaltige Art und Weise, die sie manchmal noch immer taumeln ließ. Diese Gefühle für ihn und das Feuer zwischen ihnen hatten durchaus die Intensität einer Naturgewalt.

Dennoch hatte es noch etwas gedauert, bis Mace das sich oder gar Jake gegenüber zugeben konnte. Ihr ganzes Leben lang war sie dazu erzogen worden, Vampiren zu misstrauen und sie als ihre Feinde anzusehen. Ganz besonders nach dem, was mit Max geschehen war. Wie konnte sie dann zulassen, dass sie wirklich etwas für einen Vampir wie Jake empfand? Es war wie ein Verrat an allem, womit sie groß geworden war.

„Mace?“ Besorgt griff Jake nach ihrer Hand, und sie lächelte ihm durch den Regen hinweg zu.

„Es geht mir gut. Ich bin nur in Gedanken.“ Automatisch verschränkten sich ihre Finger ineinander, und sie konnte die Schwielen auf der Innenseite seiner Handfläche fühlen. Manchmal fragte sie sich, ob sie seinen Körper besser kannte als ihren eigenen. Umgekehrt genauso, denn kein Mann zuvor hatte ihre Narben so akzeptiert wie Jake. Es spielt keine Rolle, was ich dachte, über Vampire zu wissen, dachte Mace. Selbst, wenn alles wahr wäre, kann und will ich nichts an meinen Gefühlen ändern.

„Wir werden die Wahrheit herausfinden“, meinte er, als wüsste er wieder einmal genau, was in ihr vorging. Auf der anderen Seite hatten sie in den letzten dreieinhalb Wochen auch sehr oft über diese Dinge gesprochen. Darüber, wie die Nachtmahre entstanden waren und wer tatsächlich dahinter stecken könnte. Und darüber, was Jake durch ihre Mutter Sabine, die möglicherweise auch hinter der Erschaffung der Nachtmahre steckte, hatte erleiden müssen. Nach und nach hatte Mace sich mit dem Gedanken anfreunden müssen, dass ihr ehemaliger Verlobter Max daran nicht ganz unschuldig gewesen sein könnte. Was die Frage aufwarf, wie viel Ehrlichkeit tatsächlich in dieser Verlobung gesteckt hatte. Sie wusste nur, dass das, was sie für Jake empfand, anders war als das, was sie Max gegenüber gefühlt hatte.

Nach Max´ Tod hatte Mace nach Kräften versucht, sich aus der Welt der Vampire und anderer Wesen fernzuhalten und das Leben zu führen, das sie mit Max geplant hatte. Erst durch Jake hatte sie erkannt, dass das nicht unbedingt ihr eigener Plan gewesen war. Aber eine Alternative dazu hatte sie noch nicht, abgesehen davon, dass sie nicht zu Jake in das Haus seiner Vampirfamilie ziehen wollte. Trotz Jakes Bedenken um ihre Sicherheit empfand sie es als zu früh für diesen Schritt. Was, wenn das mit Jake doch schief ging? Außerdem brauchte Mace ihre Unabhängigkeit und ihre eigene Wohnung. Ganz egal, wie viele Erinnerungen an ihr altes Leben sich dort noch befanden.

Plötzlich öffnete sich die Hintertür des Clubs, so dass die Musik laut heraus dröhnte.

Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde stand Jake vor ihr. Mace zuckte zusammen, als sich sein Körper plötzlich dicht an ihren presste. Seine Lippen drückten sich auf ihre, und augenblicklich reagierte ihr Körper auf ihn. Jake küsste sie nicht zögerlich, sondern hungrig, als hätte er schon seit Stunden darauf gewartet, das endlich machen zu können. Als seine Zunge sich in ihren Mund drängte und ihre Zungenspitze liebevoll umkreiste, zitterten ihre Knie. Gott, er küsst so gut.

Er schob eine Hand unter ihre Jacke, berührte die bloße Haut an ihrem Bauch und jagte so einen Schauer durch ihren Körper. Mace griff nach seinen Hüften, zog ihn noch näher zu sich heran und ließ eine Hand über seine muskulöse Brust wandern. Trotz dieses kurzen Moments konnte sie spüren, dass auch Jake nicht gänzlich unberührt davon blieb. Ihre Körper reagierten aufeinander und bekamen nie genug voneinander. Jake weckte Empfindungen in ihr, die Mace nie gekannt hatte. Und die sie mit ihm umso mehr genoss.

Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als er sie einfach weiter küsste, und der Druck seiner Hände an ihren Seiten wurde drängender.

Mace nahm am Rande wahr, wie sich Schritte entfernten, und doch dauerte es noch einen Moment, bis Jake sich ein Stück von ihr löste.

„Ich musste doch dafür sorgen, dass wir nicht enttarnt werden“, meinte er leise und grinste dabei. Seine braunen Augen waren ihr so nah, dass sie in diesem intensiven Blick versank. Noch immer hielten sie einander fest, keiner schien zuerst loslassen zu wollen.

„Lügner.“ Mace schlug ihm sanft gegen seine Brust. „Du wolltest mich einfach nur küssen.“ Nicht, dass sie Einwände dagegen erhoben hätte.

Belustigt zog Jake eine Augenbraue in die Höhe. „Will ich das nicht immer?“ Seine Hand ruhte an ihrem Bauch, und der Daumen fuhr spielerisch über ihren Hosenbund. „Ich finde, Sex in der Öffentlichkeit sollte auch mit auf unsere Liste.“

„Danke, aber da passe ich.“ Langsam fragte sie sich, wie lang diese Liste mit möglichen sexuellen Aktivitäten bereits geworden war. Oder was genau da alles drauf stand. Mace war sich sicher, dass sie und Jake noch lange nicht ihre Möglichkeiten ausgeschöpft hatten. Aber ihn in einer dunklen Gasse im Regen zu lieben, während sie eigentlich auf die Nachtmahre warteten, gehörte nicht zu ihrer Vorstellung eines gelungenen Dates oder Abend. „Wir könnten zudem mal etwas unternehmen, was keine Aktivitäten dieser Art beinhaltet.“

Sicher, sie war verrückt nach Jake. Aber die Anzahl an ganz gewöhnlichen Dates mit ihm konnte sie an einer Hand abzählen. So wie überhaupt ihre Treffen. Jake wurde so stark von seinem Vater und den Vampiren eingebunden, dass er kaum Zeit für sich oder für sie hatte. Die Suche nach Nachtmahren war eine der wenigen Möglichkeiten, einander zu sehen.

Er drückte sich schmunzelnd an sie und hob ihr Kinn mit beiden Fingern an, so dass sie ihm erneut in die braunen Augen blicken musste. „Ich bin mir sicher, dass ich deine Meinung ändern könnte.“ Jakes rauchige Stimme war leise, aber das verheißungsvolle Angebot darin jagte ihr dennoch einen Schauer über den Rücken.

„Jake…“ Ja, ich würde ihm tatsächlich nachgeben, erkannte Mace mit einem innerlichen Seufzer. Nicht, weil Jake sie überredete, das würde er nicht tun. Sondern weil sie ihn mindestens genauso sehr wollte, wie er sie. Ein Gefühl, dass sie früher definitiv nicht mit Max gekannt hatte. Mit ihrem Verlobten hatte es nur schnelle Augenblicke im Dunkeln gegeben. Ohne wirkliche Leidenschaft oder Vergnügen. Jake dagegen war seit ihrer ersten Begegnung praktisch Sex auf zwei Beinen, und in den letzten Wochen hatten sie sich beide immer wieder neu herausgefordert, bis zu dem Angriff der Nachtmahre. Was nicht zuletzt an dieser imaginären Liste lag.

„Schon gut.“ Lachend gab er ihr einen weiteren Kuss, dieses Mal jedoch nur einen kleinen. „Unsere Liste ist ohnehin schon gut gefüllt.“ Auch das war etwas, was sie an ihm liebte. Zwar neckte er sie und forderte sie immer mal wieder ein kleines Stück über ihre Grenzen hinaus, aber er versuchte nie, sie zu überreden oder zu drängen. Jake respektierte ihre Grenzen.

„Aber nur, weil du andauernd Punkte hinzufügst“, stellte Mace fest, ließ ihre Hand weiter über seine Brust wandern. „Du solltest mal einiges davon abarbeiten.“

„Das klingt nach einer Herausforderung“, stellte er mit einem Grinsen fest und zog sie ein Stück enger zu sich, so dass sein Atem über ihren Hals strich. „Womit würdest du denn gerne anfangen? Der Abstellkammer? Wir hätten auch noch den Punkt mit den Fesseln offen.“

Ihr schoss die Röte in die Wangen. Obwohl sie in den letzten Wochen durchaus Erfahrungen mit Jake gesammelt hatte und sie sich selbst nicht als prüde bezeichnen würde, war diese Offenheit über sexuelle Themen noch immer ungewohnt für sie.

Der Gedanke daran, diese Dinge mit Jake zu erleben, war dagegen umso reizvoller.

„Woher kommt diese Unsicherheit auf einmal?“, erkundigte Jake sich leise, strich ihr die Haare aus dem Gesicht und betrachtete ihre roten Wangen. Mace liebte die Art, wie er zwischen leidenschaftlichen Liebhaber und besorgten Partner wechselte. „Als es darum ging, mich festzubinden, hattest du keine Hemmungen. Oder hast du nun Zweifel?“

„Das war ein spontaner Einfall gewesen“, verteidigte Mace sich und wich seinem Blick dabei mit geröteten Wangen aus. Damals hatte sie definitiv nicht gewusst, welche traumatischen Erinnerungen das bei Jake auslösen könnte. Sonst hätte sie das sicher nicht getan, aber sie hatte seine Geschichte erst hinterher erfahren.

„Es ist ja nicht so, als hätte ich Einwände dagegen gehabt. Oder es nicht vollumfänglich genossen.“ Wieder zuckte Jakes Mundwinkel belustigt, und dieses Mal konnte Mace nicht widerstehen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und zog ihn am Kragen seiner Jacke zu sich. Zum Teufel mit den normalen Dates. Nichts an ihrer Beziehung war je normal gewesen.

„Ich habe keine Zweifel“, versicherte sie ihm leise.

Auch dieser Kuss hatte es in sich. Jake löste seine Hand von ihrem Bauch und wanderte weiter zu ihrem Rücken, bis zu ihrem Hintern. Fest drückte er sie an sich, und nun war er es scheinbar, der sich kaum noch zurückhalten konnte. Seine Erektion erregte sie wiederum, und es fehlte nicht mehr viel, bis Mace es einfach drauf ankommen lassen würde.

„Ganz schön gewagt“, murmelte Jake zwischen ihren Küssen. „Wir sollten uns besser zurückhalten. Sonst haben wir keine Zeit mehr, es auf die Liste zu setzen. Dann werde ich hier und jetzt über dich herfallen. Immerhin haben wir nun endlich Zeit für uns alleine.“

„Wir haben aber einen Auftrag“, erinnerte Mace ihn leise. Sie würden definitiv sämtliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Auch wenn ein Teil von ihr die Idee langsam attraktiver fand. Sex mit Jake war jedes Mal ein Erlebnis. Es war mehr als nur bloßes, körperliches Empfinden. Bei ihm konnte Mace sich völlig fallen lassen und so sein, wie sie war.

„Ich finde, wir haben uns einen freien Abend verdient.“ Zärtlich biss er ihr in den Hals, ohne jedoch seine Zähne zu benutzen. Doch alleine die Erinnerung daran, wie er sie sinnlich geküsst, gebissen und ihr Blut getrunken hatte, war ausreichend, um eine Gänsehaut auszulösen und sie vor Wonne erschauern zu lassen. Leise lachte Jake an ihrem Hals, und sie wusste, dass er ihren Herzschlag genau so gut hören konnte wie sie den seinen. Einer der vielen Vorteile daran, nun ein Vampir zu sein, waren definitiv die verbesserten Sinne. Jede Berührung fühlte sich so viel intensiver an, als sie es als Mensch kennengelernt hatte.

Ich will nicht mehr widerstehen. Für einen Moment ließ Mace ihre Hand ebenfalls unter seine Jacke gleiten und ertastete die festen Muskeln seines Oberkörpers. „Und wie hast du dir einen solchen freien Abend vorgestellt?“

Erneut biss er sie, und mit den Spitzen seiner Zähne strich er provozierend über ihre Haut, so dass ihr Atem kurz stockte. Ach, zum Teufel mit den Vorsätzen! Ich will ihn, hier und jetzt.

„Oh, da fällt mir sicher einiges ein.“

„Du…“ Aber plötzlich bemerkte Mace eine Bewegung am Ende der Gasse. Sie stieß Jake von sich und drehte ihn dabei mit dem Rücken an die Wand. Wenn dies ein Angriff war, dann durfte ihm nichts geschehen. „Da!“

Er stieß einen Fluch aus und fuhr mit ihr herum. Wie auf ein stummes Kommando liefen sie beide los.

Für einen Moment sah der Inkubus sie völlig verwirrt an, als könnte er nicht glauben, dass man wirklich auf ihn Jagd machen würde. Er war etwas älter als sie, mit einer roten Jacke und diesen weißen Turnschuhen, wie sie derzeit jeder trug. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und lief ebenfalls los, noch ehe sie ihn erreichen konnten. Der Inkubus hatte einige Meter Vorsprung, und im Gegensatz zu ihnen waren seine Muskeln nicht steif vom stundenlangen Stehen in der Kälte. Vor allem war er fast genauso so schnell wie sie.

Er raste förmlich durch die Pfützen und den Regen, so dass das Wasser kniehoch aufspritze. Und er schien sich in der Gegend auszukennen, denn zielsicher bog er in eine Gasse nach der anderen ein, so dass sie Mühe hatten, ihn nicht aus den Augen zu verlieren.

Jake dicht vor ihr stieß ein Knurren aus. Sicher hatte ihn das Jagdfieber genau wie sie gepackt. Mace konnte den Hunger in sich spüren, und das Adrenalin pumpte im Nu durch ihre Adern. Es brachte sie dazu, dass sie noch schneller rannte, bis sie über den Asphalt förmlich zu fliegen schien. Ihre Lungen hielten problemlos mit, denn es waren die Lungen eines Raubtieres und Mace war ihr ganzes Leben für die Jagd ausgebildet worden. Und Jake kam bereits als Raubtier auf die Welt, als eines, dem man kaum etwas entgegensetzen konnte.

Der Wind fegte durch ihr Haar, und ihr Blick war direkt auf das Opfer vor ihnen gerichtet. Mace wusste, dass das Blut des Inkubus nicht das Beste war, dass sie trinken könnte. Aber es würde sie sättigen und ihren Hunger zumindest ein Stück befriedigen. Hoffentlich würden sie vorher noch einige Informationen aus dem Inkubus heraus kriegen.

Jake war ein wenig schneller als sie, hatte sie um einige Meter überholt.

Vor allem wäre es dann wieder ein Inkubus weniger, der Schaden anrichten konnte. Sie waren tödlich für Vampire und konnten ihren Blutdurst kaum beherrschen. Mace und Jake waren die Einzigen, die jemals den Biss eines Nachtmahres überlebt hatten. Was definitiv keine Erfahrung war, die sie wiederholen wollte. Es war reines Glück gewesen, und Jake … angestrengt schüttelte Mace den Kopf und versuchte, die Bilder von einem blutüberströmten Jake zu verdrängen, während sie weiter rannte.

Sie bewegten sich näher auf den Hafen zu, was nicht hilfreich dabei war, ihre eigenen Erinnerungen an diese Verwandlung in einen Vampirmischling zu verdrängen. In einem der Gebäude am Hafen war sie vor einigen Monaten gebissen worden, und am Hafen hatte sie zum ersten Mal das Blut von jemanden getrunken. Nur dank Jakes schneller Reaktion hatte sie das überleben können.

Wieder bogen sie um eine Ecke, und für den Bruchteil einer Sekunde verlor sie Jake aus dem Blick.

Das war der Moment, in dem von der Seite ein schwerer Körper auf sie krachte.

Erschrocken schrie Mace auf und stürzte gegen eine große Mülltonne, die scheppernd zurückrollte. Hastig rappelte sie sich wieder auf und schleuderte ihren Gegner von sich. Als sie zuschlug, traf sie auf einen warmen und sehnigen Körper. Ihr Angreifer stieß einen Fluch aus, und im Regen konnte sie kaum etwas erkennen. Die Schatten und Umrisse verschwammen ineinander, es gab nur wenig Beleuchtung am Hafen und die Nacht war bereits hereingebrochen. Mace war sich nicht einmal sicher, ob sie es nur mit einem oder mehreren Gegnern zu tun hatte. Dafür geschah alles zu schnell.

Irgendjemand schoss vor, und erneut schlug Mace zu. Alle ihre Sinne waren angespannt, und wieder traf sie. Aber ihr Gegner traf sie ebenfalls, und die volle Wucht des Schlages krachte in ihre Schulter, wo es hörbar knackte. Mit dem Rücken knallte sie gegen die Mülltonne, und bevor sie etwas dagegen unternehmen konnte, wurde Mace herumgerissen.

Der Arm wurde ihr auf den Rücken gedreht, so dass sich glühender Schmerz durch ihren Körper bohrte und sie heiser aufschrie. Fauliger Atem stieg ihr in die Nase, als sich ein Gesicht dicht neben ihre Wange presste. Wieder schossen diese Erinnerungen durch ihren Kopf, und sie hielt instinktiv die Luft an. Schon mehrfach hatte jemand auf diese Art hinter ihr gestanden, und nie war es sonderlich gut für sie ausgegangen.

„Du solltest aufhören, nach uns zu suchen“, zischte eine weibliche Stimme neben ihr. „Noch stehst du unter ihrem Schutz, aber das wird sicher nicht mehr lange so sein. Nicht, wenn du dich weiter mit diesem dreckigen Vampir einlässt.“ Der Druck auf ihren Arm erhöhte sich, und der Schmerz in ihrer Schulter schoss wie Blitze hindurch. Mace schnappte nach Luft. „Es ist deine Schuld. Und alles, was von nun an passiert, wird deine Schuld sein! Also lass uns einfach in Ruhe!“ Wieder stieß die Frau fest gegen ihren Rücken, und Mace dachte, dass ihr Arm jeden Moment brechen würde.

Doch dann war der Druck plötzlich fort.

Mace fuhr herum, aber es war niemand mehr hinter ihr zu sehen.

Genauso wenig, wie etwas von Jake zu sehen war.

Jake! Augenblicklich schoss Panik durch Mace hindurch. Wieder sah sie Bilder vor ihrem inneren Auge, Erinnerungen an Jake. Wie er blutend in ihren Armen gelegen hatte, nachdem Sabine ihn biss.

Sie rannte los, rannte in die Richtung, in der sie Jake zuletzt gesehen hatte. Dabei ignorierte sie den Schmerz in ihrer Schulter, obwohl er sich immer wieder in den Vordergrund drängte. Doch darum konnte sie sich später immer noch kümmern, es würde ohnehin bald heilen.

Kampfgeräusche waren zu hören, und Mace bog um die Ecke. In dem Augenblick sah sie, wie Jake dicht neben dem Wasser mit dem Inkubus in der roten Jacke kämpfte und sich ihm vier weitere Nachtmahre von hinten näherten. War das eine Falle? Nach den vergangenen Wochen konnte es kein Zufall sein, dass sie auf so viele Nachtmahre auf einmal trafen. Jake war zwar sehr gut, aber auch er würde Hilfe gebrauchen können. Sie wollte nicht, dass er erneut verletzt wurde, auch wenn es in Anbetracht seiner Stärke und Fähigkeiten absurd erscheinen mochte. Seine neuen Gegner schien er noch nicht bemerkt zu haben.

„Jake!“

In diesem Moment wurde er von dem Inkubus ins eiskalte Gewässer gestoßen, und Mace hörte Jakes Körper auf dem Wasser aufprallen.

„Nein!“ Konnten Vampire schwimmen? Konnten sie ertrinken? Ohne zu zögern, ignorierte sie die sich nähernden und fauchenden Inkubi, die teilweise bereits nach ihr griffen oder auf sie zusprangen, und stürzte sich kopfüber ins Wasser.

Tropes Cursed Liars

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Und falls du dir Sorgen machst, dass es noch lange bis zum Finale dauert: Cursed Lovers wird die Reihe abschließen und erscheint am 08.10.2024. Das Ebook ist bereits vorbestellbar.