Gespräch unter Männern

Ich muss zugeben, ich schreibe sehr gerne Szenen mit Zack. Er ist einfach ein cooler Kerl 😀

Die folgende Szene ist praktisch eine „entfallene Szene“ aus Band 1. Viel Spaß beim lesen! Achtung: Sie enthält Spoiler für die Buchreihe!

“Sie ist nur ein Mensch!”, fauchte Zack, wich Sams Angriff aus. Sam hob erneut seinen Trainingsstab, zielte auf Zacks Seite. Doch der Heiler blockte den Angriff, fuhr herum und hieb Sam mit der flachen Hand gegen die bloße Brust.

Luzifers Erbe keuchte auf, taumelte einen Schritt zurück. Schwer atmend hob und senkte sich seine Brust, das kastanienfarbene Haar hing ihm strähnig in das verschwitzte Gesicht.

“Ihr Name ist Lizzie.”, erklärte er, fuhr sich mit einer Hand durchs Haar.

“Denkst du wirklich, nach all den Jahren und Geschichten wüsste ich das nicht?” Zack rollte mit den Augen. Sam sah erschöpft aus, aber er wusste, dass sein Anführer einiges einstecken konnte.

In diesem Moment schlug Sam zu, aber Zack packte den Stab mit beiden Händen. Er entwand ihn Sams Griff, blockte das Knie ab, dass auf seinen Unterleib zielte. “Du bist unkonzentriert!”, schimpfte der Heiler. “Wäre ein einer von Azraels Himmelswölfen, wärst du schon längst tot!” Er wirbelte herum, seine Handkante traf Sam am Hals. “Hör auf, immer nur an dieses Mädchen zu denken!”

Mit einer Hand fasste Sam sich an den schmerzenden Hals, wehrte Zacks nächsten Schlag ab. “Das sagst du so leicht!”, fand Sam. Es war nicht so, als hätte er nicht schon versucht, nicht mehr an Lizzie zu denken. Nur ging es nicht.

Er duckte sich unter Zacks Fausthieb, drehte sich in die Bewegung hinein. Sams Ellbogen traf den Heiler mit voller Wucht in den Magen. Zack knickte ein, schnappte keuchend nach Luft. Doch Sam zeigte keine Gnade, er ging in die Knie und schwang sein Bein herum, so dass er den Dämon von den Füßen holte.

Hart prallte Zack auf dem Rücken auf, der Himmel tanzte vor seinen Augen. Die Wolken drehten sich im Kreis, als wollten sie ihn verhöhnen.

“Ich kann nicht aufhören, an sie zu denken”, erklärte Sam, reichte dem Dämon die Hand. “Außerdem ist sie wütend auf mich.”

“Das ist sie häufiger, so weit ich weiß.”, keuchte Zack. Er ergriff Sams Hand, ließ sich von ihm wieder in die Höhe ziehen. “Bei deinem Lebensstil kannst du ihr das nicht verdenken.”, fügte er hinzu. “Jede Frau wäre sauer, wenn man wochenlang verschwindet und kein Wort darüber verliert.”

“Weil du mir gesagt hast, dass ich ihr das nicht sagen soll!”

“Sollst du auch nicht.”, bestätigte der Heiler, klopfte sich den Staub von der Hose. “Wie hast du dir das denn vorgestellt? Hey, Lizzie, in Wahrheit bin ich ein Dämon?” Er zog eine Augenbraue in die Höhe.

“Ich bin mir sicher, dass man das auch etwas besser ausdrücken kann”, murrte Sam. Er griff sich ein Handtuch und fuhr sich damit übers Gesicht. “Und ja, natürlich kann ich verstehen, dass sie wütend ist.”

Dennoch hätte er sich gewünscht, dass Lizzie es nicht war. Schon von draußen hatte er sie gesehen, wie sie neben Gabriel am Fenster gesessen hatte. Lizzie hatte hinaus geschaut, ohne Sam jedoch wahrzunehmen. Ihr Blick war in die Ferne gerichtet, nachdenklich. Mit ihren Gedanken war sie völlig woanders gewesen. Während sie mit Gabriel sprach, strich sich Lizzie eine Strähne hinters Ohr zurück, biss sich auf die Lippe. Es war eine so normale Geste für sie, dass Sam seufzen musste.

Dieses Mal war er fast zwei Wochen fort gewesen, hatte eine Spur der Himmelswölfe verfolgt. Es war viel länger gewesen, als er es vorgehabt hatte. Sam war klar, dass Lizzie sich die ganze Zeit über Sorgen gemacht hatte. Der Schlaf viel ihr ohnehin schon schwer, seine Abwesenheit machte das sicherlich nicht leichter.

Sam wünschte nur, dass er ihr das nehmen könnte. Diese Alpträume, die Sorgen, die Ungewissheit. Aber wenn er ihr sagte, dass Dämonen und Engel real waren, würden die Alpträume bestimmt nicht weniger werden. Ganz im Gegenteil, selbst er schreckte deswegen oft genug in der Nacht hoch. Es gab einfach Dinge in seinem Teil der Welt, die nicht für jedermann bestimmt waren.

“Es ist nur ein einziger Abend, Zack”, bat er. “Heute Abend ist Halloween.”

“Ich weiß. Aber das geht nicht, Sam.” Mitleidig sah Zack seinen Freund an. “Mal ganz abgesehen von Azraels Gesetz- du weißt, dass eine Beziehung mit einem Menschen keine Zukunft hat. Lizzie wird nicht glücklich damit werden, wenn du immer wieder gehst. Willst du ihr das wirklich zumuten?”

“Ich habe keine Ahnung, was ich will”, gestand Sam. “Du weißt, dass ich keine großen, dämonischen Ambitionen habe.”

Zack zuckte mit den Schultern. “Was das angeht, hast du keine große Wahl”, stellte er fest. “Die Dämonen brauchen dich. Du bist der Einzige, der Luzifers Erbe in sich trägt.”

“Was nicht bedeutet, dass ich ihm nicht manchmal die Pest an den Hals wünsche.” Wütend ballte Sam die Faust um das Handtuch. Ohne den ehemaligen Engel hätte er mit Dämonen nichts zu tun.

“Manche Dinge kann man nicht ändern. Wie die Tatsache, dass Menschen und unsereins nicht füreinander gemacht sind. Denkst du, du bist der Einzige, der das erleben muss?” Zack schnaubte. “Sam, es gab viele vor dir, sich mit Menschen eingelassen haben. Was in der Regel für eine der beiden Seiten mit Tod endete- und zwar keinem friedlichen. Entweder haben die Engel sie aufgespürt, oder Azrael selbst.” Bei dem Gedanken an den Himmelsherrscher fuhr Zack ein Schauer über den Rücken. “Du musst sie loslassen können, Sam. Besser, du machst es jetzt. Noch ist es nicht zu spät.”

Doch Sam schüttelte den Kopf. “So kann ich nicht gehen, Zack. Ich muss mich zumindest von ihr verabschieden können.”

“In aller Öffentlichkeit? Das findet Lizzie bestimmt großartig.”

Luzifers Erbe rollte mit den Augen. “Ich will sie nur noch einmal sehen, bevor ich gehe.”, beharrte Sam. “Niemand zwingt dich, mitzukommen. Und ich bitte dich auch nicht um Erlaubnis.”

“Das brauchst du auch nicht.” Zacks Gesichtsausdruck wurde milde, er stieß einen Seufzer aus. “Sam, du bist nicht nur mein Anführer, sondern auch mein Freund. Als Freund kann ich dir lediglich raten, dich von Lizzie fernzuhalten.” Dabei wusste Zack, dass es keinen Sinn hatte, es Sam ausreden zu wollen. Er würde ohnehin machen, was er für richtig hielt. So war Sam eben. Nur mit Mühe hatte er sich von Zack dazu überreden lassen, überhaupt mit den Höllenfürsten Kontakt aufzunehmen.

Einem Teil von Sam war klar, dass Zack Recht hatte. Für ihn und Lizzie wäre es wirklich besser, das zwischen ihnen hier und jetzt zu beenden. “Es ist nur ein Abend.”, beruhigte er seinen Freund. “Innerhalb so weniger Stunden kann unmöglich so viel schief gehen, wie du befürchtest.”

“Das sagst du”, murrte Zack. Luzifers Erbe war noch jung. Zu jung, um zu wissen, wie schnell sich die Ereignisse wenden konnten. Um Sams Willen hoffte er, dass wirklich alles gut ging. Wenn dieser eine Halloween- Abend alles war, was sich der Dämon wünschte, dann wollte Zack dem nicht im Weg stehen.

Tief atmete der Heiler ein. “Hoffentlich hast du zwischen deinen provokanten Shirts noch irgendwo ein weißes Hemd”, meinte er.

Sam schnaubte. “Ich hab´s nicht so mit der formellen Kleidung.”

“Als ob ich das nicht wüsste.” Zack verdrehte die Augen. “Aber glaub mir, es wird einen besseren Eindruck machen, wenn du es versuchst. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Lizzie sich ebenfalls entsprechend angezogen hat.”

“Danke.” Sams Lächeln war aufrichtig, als er seinen Freund ansah. Er wusste, dass es Zack nicht leicht fiel, diesem Abend im Krankenhaus zuzustimmen. Wenn es nach dem Heiler ginge, dann zählte nur das Überleben der Dämonen. Immerhin hatte er miterlebt, wie die Hölle zerstört wurde. Zack sehnte sich in die Zeit zurück, in der es die Hölle und Luzifer selbst noch gegeben hatte. Dabei war es damals keineswegs friedlicher gewesen, der Krieg war lediglich weniger offensichtlich.

Kopfschüttelnd wandte Zack sich um. “Ich hoffe für dich, dass du weißt, was du tust”, meinte er.

“Heute werde ich mich von Lizzie verabschieden”, versprach Sam. “Mach dir keine Gedanken. Alles wird gut gehen.” Er musste sie einfach noch ein letztes Mal sehen. Lizzie musste verstehen, dass er nicht freiwillig ging. Den wahren Grund durfte sie nie erfahren, aber zumindest wollte er nicht spurlos gehen. Sonst würde sich Lizzie den Rest ihres Lebens Sorgen um ihn machen, sich immer fragen, ob er überhaupt noch lebte. Stets nach ihm Ausschau halten, so wie sie es auch jetzt tat. Das wollte Sam ihr nicht zumuten. Nein, er musste sich auf jeden Fall von ihr verabschieden, so schmerzhaft es auch werden würde. Doch es war besser für ihre eigene Sicherheit. Zack hatte Recht, es gab keinen Weg. Solange Lizzie nichts von Sams Geheimnis wusste, konnte er nicht mit ihr zusammen sein. Und wenn sie es wüsste, würde sie es nicht mehr wollen.

Tief atmete Sam ein. Der logische Schluss war nahe, fand er. Niemand wollte etwas mit einem Dämon zu tun haben.

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