Wie schreibe ich eigentlich?

Nachdem ich letzte Woche ein wenig was zum Thema Perfektionismus geschrieben habe, möchte ich heute mal erzählen, wie ich eigentlich meine Geschichten schreibe.

Am Anfang ist die Idee.

Ja, wirklich. Diese Idee kann so klein sein wie „ich möchte mal was mit Vampiren schreiben“ (siehe meine Cursed-Trilogie) oder etwas im Sinne von „fünf Seiten Braindump“ zu der Frage „Was wäre, wenn ein Mädchen ihre Seele an einen Engel verkauft, um einen Dämon zu retten?“ (Plot für „Schattenengel“).

Ausgehend von dieser Grundidee folgt nämlich ein wirkliches Brainstorming. Hier bin ich völlig frei und schreibe erst einmal alles auf, was mir in den Sinn kommen könnte. Nicht alles findet auch wirklich Verwendung, aber das ist okay. Es können auch ganz verrückte Ideen sein. Oft kommen hier auch schon erste Dialoge, Namen, Orte und kleinere Szenen drin vor. Auch die schaffen es nicht alle ins Endprodukt, gerade „Schattenengel“ hat sehr viele entfallene Szenen. Und bei den Vampiren habe ich viel von dem, was ich für Band 2 geplant hatte, zu Band 3 geschoben. Aber erst einmal wird hier gesammelt. Bei den Elfen etwa hieß Sohrab eine ganze Weile nur „dummer Bruder“, bis er einen Namen und eine Backstory bekam. Nicht besonders nett, aber in diesem Stadium funktioniert es.

Dann gehe ich nach und nach ins Detail. Entweder rein nach Gefühl, wie eben mit der Hintergrundgeschichte zu Sohrab, oder ich orientiere mich an meinem eigenen Leitfaden. Dieser ist im Prinzip ein langes Word-Dokument bzw eine Notiz, wo ich nach und nach alles aus diversen Schreibratgebern zusammengetragen habe, was für mich relevant und/oder nützlich war. Hier fülle ich dann die Dinge aus, die ich für diese Geschichte brauche. Plotpunkte, Charakterfragen, etc. Hier werden die Dialoge und Szenen oft schon etwas deutlicher.

Wenn ich meine Details habe, geht es an die Planung. Wo kommt welcher Teil der Geschichte hin? Welche Szene ist wo am stärksten? Was brauchen meine Charaktere, um zur nächsten Szene zu gelangen? Hier arbeite ich etwa gerne mit Karteikarten. Dann schreibe ich mir alle Szenen aus den obigen Schritten auf und schiebe sie auf dem Teppich hin und her oder auch mal in Scrivener, das Programm ist dafür extrem praktisch.

Habe ich diese Punkte zusammen, geht es weiter ins Detail. Was genau soll passieren? Da ich häufig verschiedene Perspektiven in meinen Büchern habe, schaue ich natürlich, dass die entsprechenden Charaktere auch alle zu Wort kommen. Aber auch, dass die jeweiligen Szenen eine Relevanz für die Handlung haben. Einfach nur herumsitzen und Tee trinken funktioniert nicht. Ist es aber ein Tee, bei dem sie über wichtige Ereignisse sprechen oder ist dieser Tee ein Übergang zu einer wirklich wichtigen Szene, dann schon. Ich erstelle hier also einen richtigen Szenenplan.

Und dann schreibe ich. Manche Sachen kann ich aus den obigen Schritten übernehmen, manche nicht. Manchmal schreibe ich in der Reihenfolge der Szenen, manchmal mache ich einen Charakter nach dem anderen. Und manchmal, wenn ich etwa eine Schreibflaute habe, nur die Szenen, auf die ich gerade Lust habe. Wichtig ist für mich, dass ich mich nicht sklavisch an diesen Plan halte. Er ist eine Orientierung, die manchmal gekürzt oder erweitert wird. Bei „Cursed Liars“ habe ich bspw. 27 Kapitel eingeplant, es sind aber weniger geworden. Und das ist auch okay. Bei „Schattenengel“ habe ich Tychael überhaupt nicht auf dem Schirm gehabt, der hat sich dann einfach so aufgedrängt. Ebenso wie Liam bei den Elfen eine größere Rolle einnehmen wollte. Das ist völlig in Ordnung. Ich finde es sehr wichtig, dass ich hier auf mein Bauchgefühl und meine Inspiration höre. Bisher habe ich das noch nie bereut.

Wenn ich den ersten Entwurf habe, versuche ich oft, ein wenig Zeit verstreichen zu lassen und etwas anderes zu machen. Blogbeiträge planen, das nächste Buch planen, stricken, etc. Das klappt nicht immer, aber es ist eigentlich ein wichtiger Schritt.

In der ersten Überarbeitung schaue ich nur auf den roten Faden, Logikfehler oder andere Stolpersteine.

Dann geht es daran, das Ganze zu ergänzen, etwa mit verschiedenen Sinneseindrücken, kleinen Infohäppchen, dem Wetter, der Location usw. Manchmal muss ich hier Dinge dann nochmal verändern.

Ein letztes Mal lese ich dann nochmal drüber. Und dann geht es an meine Lektorin. Die ich im Prinzip jeden Tag frage, ob sie schon angefangen hat und wie sie die Geschichte findet^^. Spätestens jetzt suche ich ein Cover, meistens habe ich das aber schon vor dem ersten Entwurf.

Ist das Lektorat durch, geht es auch hier nochmal an die Überarbeitung. Wenn ich so weit zufrieden bin und weitere Fehler, die mir entgangen sind, ausgemerzt habe, mache ich als Erstes das Rezensionsexemplar für meine lieben Blogger:innen fertig.

Dann geht es an das „normale“ Ebook und die Infos bei KDP, die ich oft auch vorher schon zwecks Vorbestellung, eingestellt habe. Dann das Taschenbuch und die Info an meine Coverdesignerin, wie viele Seiten das Buch hat. Dann das Hardcover mit demselben Vorgehen.

Meistens lehne ich mich dann zurück und grinse.

Oder ich setze mich direkt an die englische Übersetzung.

Oder an das nächste Buch.

Denn es wird immer ein nächstes Buch geben ^^.

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